NS-Geschichte: Gedenkstätte Esterwegen

 

Die Emslandlager

Zwischen 1933 und 1945 unterhielt der NS-Staat im Emsland und der Grafschaft Bentheim 15 Gefangenenlager. Alle Lager waren als Teil des Systems von SS, Justiz und Wehrmacht Orte des Terrors. Hier litten insgesamt bis zu 10.000 KZ-Häftlinge und 70.000 Strafgefangene, während des Krieges zusätzlich weit mehr als 100.000 Kriegsgefangene. Bis zum Kriegsende mussten die Häftlinge und Gefangenen schwere Zwangsarbeit in der Moorkultivierung, in der Torf- und Rüstungsindustrie, in der Landwirtschaft und auch in Bombenräumkommandos leisten. Mehr als 20.000 Menschen, die meisten von ihnen sowjetische Kriegsgefangene, verhungerten, starben an Erschöpfung und Krankheiten, in Folge körperlicher Misshandlungen oder wurden „auf der Flucht erschossen“. Nach Kriegsende dienten die Lager u.a. als Unterkunft für ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, später für Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Heute befinden sich an den ehemaligen Lagerstandorten Justizvollzugsanstalten, Wohngebiete oder landwirtschaftliche Nutzflächen.

 

Das Lager Esterwegen

Am Ort der heutigen Gedenkstätte errichtete der preußische Staat im Sommer 1933 das Konzentrationslager Esterwegen zur Unterbringung von politischen Häftlingen. Von 1934 bis 1936 unterstand es der „Inspektion der Konzentrationslager“ der SS. Die SS löste das Lager 1936 auf; das Nachfolgelager war das KZ Sachsenhausen bei Berlin. Zu den wohl bekanntesten Häftlingen in Esterwegen gehörte der Friedensnobelpreisträger des Jahres 1935, Carl von Ossietzky. Von 1937 bis 1945 nutzte die Reichsjustizverwaltung das Lager als Strafgefangenenlager. Während des Zweiten Weltkrieges waren hier und in weiteren Emslandlagern von Wehrmachtsgerichten verurteilte Soldaten inhaftiert. In einem Teil des Lagers („Lager Süd“) waren 1943/44 Widerstandskämpfer aus verschiedenen westeuropäischen Ländern, sogenannte „Nacht-und-Nebel-Gefangene“, eingesperrt. In der unmittelbaren Nachkriegszeit diente das Lagerareal der britischen Besatzungsmacht als Internierungslager. Von 1953 bis 1959 war es Durchgangslager für Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone (DDR). In dieser Zeit wurden alle Gebäude des ehemaligen Lagers abgetragen. Von 1963 bis 2001/2005 nutzte die Bundeswehr das Gelände als Depot, ehe ab 2011 die Gedenkstätte hier ihre Arbeit aufnehmen konnte.

 

Die Gedenkstätte Esterwegen

Die Gedenkstätte ist ein europäischer Gedenkort, der an alle 15 Emslandlager und ihre Opfer erinnert. Sie setzt ein Zeichen gegen Diktatur, Gewaltpolitik und Terror, gegen Nationalismus und Rassismus. Sie fordert auf zum Engagement für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.
Im Besucherzentrum befinden sich Ausstellungen, Präsenzbibliothek, Archiv, Café (SB-Automaten) und Seminarräume.

 

Ausstellungen

Die Hauptausstellung dokumentiert die Geschichte der Emslandlager 1933 bis 1945 und stellt das Geschehen chronologisch im Kontext der Geschichte des „Dritten Reiches“ einschließlich der regionalen Bezüge dar. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Häftlinge und Gefangenen bei der Arbeit im Moor sowie ihr Leben und Leiden in den Lagern. Die Nebenausstellung behandelt als „Werkausstellung“ die Nachgeschichte der Emslandlager.

 

Das Außengelände

Die Landschaftsgestaltung macht die Spuren des früheren Lagers kenntlich und übersetzt nicht mehr sichtbare Teile der Lagertopographie, die für Gewalt und Bedrohung stehen, in eine moderne Formensprache (Stahlelemente). Die Standorte der früheren Baracken werden durch „Baumpakete“ visualisiert. Mit der Überschotterung des ehemaligen Häftlingsareals durch Lava soll eine rotbraune Moorlandschaft angedeutet werden. Ein Stahlsteg verbindet den historischen Ort des Lagers Esterwegen mit einem benachbarten, renaturierten Moor, das stellvertretend für den Ort der schweren Zwangsarbeit steht.

 

Kontakt:

 

Gedenkstätte Esterwegen
Hinterm Busch 1
26897 Esterwegen
Tel. 05955/988950
info@gedenkstaette-esterwegen.de
www.gedenkstaette-esterwegen.de

 

Hauptausstellung in der Gedenkstätte Esterwegen