17.04.2018

Verkehr ist großes „Sorgenkind“

Fachkongress Elektromobilität zeigt Lösungen und Alternativen auf

 

Lingen. Die Bundesregierung hat beschlossen, bis 2020 eine Mio. Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen. „Diese Zielsetzung bedeutet für das Emsland 4000 bis 6000 angemeldete E-Fahrzeuge“, führt Kreisdezernent Michael Steffens beim Fachkongress Elektromobilität aus, der mit rund 130 Teilnehmern im IT-Zentrum der Halle IV in Lingen am vergangenen Montag stattfand. Derzeit verfügen von insgesamt 191.504 zugelassenen Pkw 135 über einen Elektroantrieb – noch viel Luft nach oben, die der Landkreis Emsland nach und nach füllen will.

 

„Die relativ hohe Pkw-Dichte von 573 Pkw pro 1000 Einwohner zeigt, dass hier ein großes Potential für Elektromobilität liegt, das es zu heben gilt“, betonte Landrat Reinhard Winter bei der Begrüßung zum Fachkongress. Die Elektromobilität als Beitrag zum Klimaschutz soll auf der Grundlage eines umfassenden Konzepts im Landkreis Emsland umgesetzt werden. Dazu gehört neben dem Werben für mehr Akzeptanz auch das Umrüsten des kreiseigenen Fuhrparks zur Hälfte auf E-Fahrzeuge, eine verbesserte Ladesäuleninfrastruktur, die Etablierung eines E-ÖPNV, die Stromspeicherung mittels E-Fahrzeugen sowie in deutsch-niederländischen Projektinitiativen im Rahmen von INTERREG V A und in Zusammenarbeit mit hiesigen Unternehmen induktive Ladestationen aufzubauen. „Elektromobilität ist ein zukunftsorientiertes Thema, welches wir in den kommenden Jahren strukturiert entwickeln werden“, kündigte Winter an.

 

Dr. Weert Canzler, Mobilitätsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, sprach in seinem Vortrag zur Zukunft der E-Mobilität. Ein Fünftel aller Treibhausgas-Emissionen resultierten aus dem Verkehr. „Das ist das große Sorgenkind“, sagte Canzler. Lösungen sehe er insbesondere in der Elektrifizierung von Fahrzeugen sowie in einer Vernetzung und Digitalisierung von E-Mobilität, bei der das Smartphone zu einer Art „Generalschlüssel“ für Mobilität werde. „Bei der jüngeren Generation haben wir eine Durchdringung mit dem Smartphone von 96 %“, betonte Canzler. Dies sei eine gute Grundlage, um verschiedene Sharing-Angebote mit Hilfe des Smartphones erfolgreich umzusetzen.

Es sei aber generell ein Umdenken und eine veränderte Haltung notwendig, um E-Mobilität zu leben, sagte er.

 

Darüber hinaus sprach er sich für die politische Unterstützung und rechtliche Absicherung aus, die Raum für weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet möglich machten. Es brauche aber auch immer persönlich engagierte Menschen, die diesen Themenbereich voranbrächten, und die begründete Aussicht auf verbesserte künftige Rahmenbedingungen wie u. a. die Befreiung von Entgelten, Steuern oder Abgaben, sagte Canzler.

 

Im Anschluss boten die drei Fachforen „Ladeinfrastruktur“, „E-Fahrzeuge“ und „E-ÖPNV“ allen Teilnehmern die Möglichkeit, die jeweiligen Themenbereiche zu vertiefen. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass man im Emsland bereits mutige Schritte für die Elektromobilität gegangen ist, beispielsweise mit dem kreiseigenen Förderprogramm für Ladeinfrastruktur. Es ergeben sich aber noch Herausforderungen bei Rahmenbedingungen der Verkehrsentwicklung aus Bund und Land, die möglichst in Kleinstprojekten testweise ausgesetzt werden sollten, um Innovationen zu ermöglichen. Wege sollten zukünftig mehr in (multimodaler) Mobilität gedacht werden – statt in einzelnen Verkehrsmitteln.

 

Bild: Landrat Reinhard Winter (l.) und Michael Steffens demonstrieren die E-Roller, die mit weiteren E-Dienstfahrzeugen aus dem Fuhrpark des Landkreises Emsland vor der Halle IV die Möglichkeit zum näheren Anschauen und Informieren boten. (Foto: Landkreis Emsland)