03.03.2014

Schon vor 5000 Jahren ein begehrter Siedlungsplatz


Ausgrabungen in Geeste-Kottbree bringen rund 1600 Funde zutage

Meppen. Wegen der Ausweisung einer Fläche in der Gemeinde Geeste als Baugebiet und aufgrund der großen Nähe zu der großen vor- und frühgeschichtlichen Fundstelle Geeste-Auenwald sind vom Landkreis Emsland im Juli 2013 archäologische Voruntersuchungen des Gebietes Geeste-Kottbree veranlasst worden. Diese brachten interessante und seltene Siedlungsspuren zutage, die Landrat Reinhard Winter, Geestes Bürgermeister Hans-Josef Leinweber, Dr. Andrea Kaltofen, Fachbereichsleiterin Kultur beim Landkreis Emsland, sowie Andreas Hummel und Falk Näth von der mit den Untersuchungen beauftragten Firma Denkmal 3D, Vechta, vorstellten.

Bis Mitte Februar konnten etwa 1600 archäologisch relevante Funde dokumentiert und ausgegraben werden. Diese vorläufigen Ergebnisse sprechen für sich: Bis jetzt konnten anhand der gesichteten Pfostengruben fünf Wohnhäuser, darunter ein vollständiges Wohnhaus, zwei Speicher, zwei mittelgroße Gebäude sowie mehrere Pfosten- und Staketenreihen, die als Zäune, Gehöftbegrenzungen oder Tiereinhegungen genutzt wurden, identifiziert werden. Die Wohnhäuser sind bis zu 16,50 m lang und 8,30 m breit. Sie sind entsprechend der vorherrschenden Windrichtung in Südwest-Nordost ausgerichtet und fanden sich über die gesamte Fläche verteilt.

Das nahezu vollständige Wohnhaus befindet sich im Nordosten, ist zweischiffig und weist eine Art Korridor in der Mitte des Gebäudes auf. Derartige Haustypen stammen aus der jüngeren vorrömische Eisenzeit (400 v. Chr. bis Christi Geburt). Vergleichbares ist in den Niederlanden, aber auch in Nordwestdeutschland gefunden worden.

Neben den zahlreichen Pfostengruben, wurden auch wenige größere Abfallgruben erfasst, in denen sich Holzkohlestücke, gebrannte Knochenreste und Keramikscherben fanden. Einige Gruben wiesen neben der handgeformten Keramik auch so genannte Fehlbrände auf. Eine Art Wanne aus gebranntem Lehm ist daher als Rest eines Töpferofens zu interpretieren.

Bis jetzt scheinen die archäologischen Funde weitestgehend der Eisenzeit zugeordnet werden zu können. Es ist aber anzunehmen, dass auch Siedlungsspuren bis in die ältere römische Kaiserzeit (1. und 2. Jahrhundert n. Chr.) zu finden sein werden. Ob einige Steinartefakte (Abschläge) auf eine Besiedlung bereits im Neolithikum (4. und 3. Jahrtausend v. Chr.) verweisen oder ob derartige Stücke noch in der Eisenzeit als Werkzeuge benutzt worden sind, muss noch geprüft werden. Bereits die benachbarte Fundstelle Geeste-Auenwald hat aber aufgezeigt, dass die Menschen auch vor 5000 Jahren in Geeste gelebt und ihre Toten bestattet haben. Ein schwach erhaltenes Grab in Form eines Kreisgrabens wurde auch in Geeste-Kottbree gefunden. Schließlich sind noch neuzeitliche Eschgräben und eine Wegespur, die wahrscheinlich mittelalterlich oder neuzeitlich ist, zu erwähnen.

Der Fundplatz von Geeste-Kottbree zeigt einmal mehr, dass das Emsland bereits in den vor- und frühgeschichtlichen Epochen als Siedlungsplatz sehr begehrt war. Gerade Gebiete nahe der Ems und durch Eschwirtschaft geprägte Flächen weisen noch zahlreiche Hinterlassenschaften unsere Vorfahren in Form archäologischer Bodendenkmäler auf.

Bild: (v. l.) Dr. Andrea Kaltofen vom Landkreis Emsland, Landrat Reinhard Winter, Andreas Hummel und Falk Näth, beide Denkmal 3D, und Bürgermeister Hans-Josef Leinweber auf dem Ausgrabungsgelände in Geeste-Kottbree. (Foto Landkreis Emsland)