Opfer der NS-Herrschaft erhalten Identität zurück
Projekt zur Neubeschilderung der Kriegsgräberstätte Dalum - Geschwister-Scholl-Schule in Geeste eröffnet Geschichts- und Erinnerungstafeln
Geeste. Schülerinnen und Schülern der Geschwister-Scholl-Oberschule in Geeste widmeten sich im jetzt laufenden Schuljahr der Thematik der Emslandlager. Vertiefend befassten sie sich mit dem NS-Zwangslager in Dalum (Gemeinde Geeste). Den Schwerpunkt stellte der ehemalige Lagerfriedhof bzw. die heutige Kriegsgräberstätte dar. Die im Projekt erarbeiteten Informationstafeln konnten nun im Beisein von 30 Gästen auf der Kriegsgräberstätte offiziell eingeweiht werden.
Dalum ist damit eine der weiteren Kriegsgräberstätten mit Bezug zu den nationalsozialistischen Emslandlagern (1933 bis 1945) auf dem Gebiet der Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim, die um Informationstafeln ergänzt wurden. Die Projekte werden in Kooperation der Gedenkstätte Esterwegen mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (Bezirksverband Weser-Ems) gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern regionaler schulischer Einrichtungen durchgeführt. Während einjähriger Recherchen erstellen die Schülerinnen und Schüler die Erinnerungstafeln, die zum Ende des jeweiligen Projekts enthüllt werden.
Jonah Wachtling, Lehrer in Ausbildung an der Geschwister-Scholl-Schule, thematisierte während eines Wahlpflichtkurses Geschichte die Historie der Kriegsgräberstätte. Unterstützung leisteten die Bildungsreferentin des Volksbunds (Bezirk Weser-Ems), Kristina Seibel, und die Gedenkstättenpädagogin und Historikerin der Gedenkstätte Esterwegen, Jacqueline Meurisch. Sie standen den Schülerinnen und Schülern bei der Vorbereitung und Durchführung des Projekts zur Seite und führten Bildungsangebote an außerschulischen Lernorten mit ihnen durch.
Meurisch betonte die Bedeutung des Projekts als maßgeblich in der historisch-politischen Bildungsarbeit sowie als notwendige Maßnahme in der Demokratiestärkung in Zeiten zunehmender Angriffe auf die offene und pluralistische Gesellschaft. Michaela Hoffmann, Erste Gemeinderätin der Gemeinde Geeste, wies auf die Bedeutung von biographischen Zugängen zum Geschehen der Jahre zwischen 1933 und 1945 hin. Projekte wie die Geschichts- und Erinnerungstafeln gäben den Opfern der NS-Herrschaft Namen und Gesichter zurück.
Dr. des. Martin Koers, Co-Leiter der Gedenkstätte Esterwegen und Archivar der Gemeinde Geeste, hob mittels ausgewählter Zitate aus Dokumenten und von Zeitzeugen die Diversität in der Rekonstruktion der Transformationsgeschichte hervor. Gleichzeitig erörterten diese Erinnerungen die öffentliche Wahrnehmung der Historie des Ortes bis in die Gegenwart. Hermann-Josef Schulten, Schulleiter der Geschwister-Scholl-Schule Geeste, merkte an, dass die Auseinandersetzung von Schülerinnen und Schülern mit der NS-Geschichte unmittelbar vor Ort eine besondere Bedeutung habe und man vor diesem Hintergrund sehr gerne Kooperationspartner für das nun abgeschlossene Projekt geworden sei.
Die Schülerin Xenia Singer rekonstruierte die Biografie des sowjetischen Kriegsgefangenen Wassili Kaskolin, der im Juni 1941 in deutsche Kriegsgefangenschaft kam und bis zu seinem Tod im Alter von nur 27 Jahren vielzählige Kriegsgefangenenlager sowie Arbeitskommandos durchlief. Im „Sterbelager“ Wietmarschen erlag er vermutlich einer Lungenentzündung. Bestattet wurde er auf dem Lagerfriedhof Dalum. Die Veranstaltung klang mit einem Beitrag der Schulband in der Pausenhalle der Geschwister-Scholl-Schule aus.
Das Projektteam bedankte sich bei der Gemeinde Geeste und dessen Archiv für die finanzielle und ideelle Unterstützung des Projekts.
Bild 1-2: Offizielle Eröffnung der Geschichts- und Erinnerungstafeln auf der Kriegsgräberstätte Dalum (Fotos: Anne Vähning, Gedenkstätte Esterwegen)