24.07.2015

Gefangen in Strafanstalt Lingen und Emslandlager

Ausstellung in Gedenkstätte Esterwegen erinnert an Opfer politischer Justiz

Meppen. Vom 2. August bis zum 27. September ist in der Gedenkstätte Esterwegen die Ausstellung „Abgeurteilt. Gefangene in der Strafanstalt Lingen und den Emslandlagern 1935-1945“ zu sehen. Die Ausstellung von Studierenden der Universität Osnabrück in Kooperation mit den Gedenkstätten Gestapokeller und Esterwegen wird am Sonntag, 2. August, um 15 Uhr eröffnet.

Die Ausstellung ist das Ergebnis einer Lehrveranstaltung in der Abteilung Neuste Geschichte des Historischen Seminars im Wintersemester 2013/14 an der Universität Osnabrück unter Leitung von Dr. Sebastian Weitkamp von der Gedenkstätte Esterwegen. Dr. Weitkamp wird in die Ausstellung einführen. Mit Vera Wollschläger aus Sustrum und Maria Bögemann aus Papenburg sind zwei Studierende anwesend, die über ihre Recherchearbeiten berichten werden.

Unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme am 30. Januar 1933 trat an die Stelle der verhältnismäßig liberalen Rechtsordnung der Weimarer Republik eine „völkische“ Lebensordnung. Recht ergab sich aus den Vorstellungen von „Volksgemeinschaft“ und „Führerwillen“. Neue Verordnungen und Gesetze zerstörten die parlamentarische Demokratie und setzten verfassungsmäßige Grundrechte außer Kraft.

Unabhängig von der zivilen Justiz war die Militärjustiz der Wehrmacht. Insbesondere nach 1939 verschärften die Wehrmachtgerichte die Rechtsprechung ebenfalls drastisch zur „Aufrechterhaltung der Manneszucht“. Bis Kriegsende vollstreckte die Militärjustiz mehr als 20.000 Todesurteile. Zum Vergleich: Im Ersten Weltkrieg waren es 48.

Gezeigt werden zwölf Einzelschicksale von Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in die Mahlwerke der NS-Justiz gerieten. Die verhängten Haftstrafen verbüßten sie in der Strafanstalt Lingen oder den emsländischen Strafgefangenenlagern. Nicht alle Gefangenen überlebten.

Die Auswahl der Biographien veranschaulicht eine Bandbreite an verschiedenen Lebensläufen und Tatvorwürfen. Mit ihnen werden individuelle Schicksale sichtbar, die hinter der Rechtsprechung der NS-Gerichte standen. Nicht alle Verurteilten waren ausschließlich Opfer. Einige waren zugleich Täter. Aber alle wurden Opfer einer politischen Justiz.

Die Ausstellung wurde finanziell durch die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten gefördert.