23.03.2012

Pressemitteilungen

23.03.12
 

Eichenbalken genau 500 Jahre alt  

Töddenhaus in Beesten: Sanierung fördert spannende Entdeckungen zutage

Meppen. Spannende Entdeckungen zur Geschichte des „Töddenhauses“ in Beesten machten u. a. die ehrenamtlichen Helfer des Heimatvereins Beesten, als nun nach jahrelangen Planungen die Sanierungsarbeiten am denkmalgeschützten Fachwerkhaus begannen. Bei speziellen Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Hauptbalken des Hauses aus einem Vorgängerbau von 1512 stammen und damit genau 500 Jahre alt sind. Als ein mittelalterlicher Dorfzimmermann aus dem Emsland sie einst zu einem Fachwerkbau zusammenfügte, hatte Christoph Columbus gerade Amerika entdeckt.

Das frühere Haus der Töddenfamilie „Urschen“ inmitten des Ortskerns von Beesten zählt wegen verschiedener baulicher und historischer Merkmale zu den wichtigen Zeugen der Wirtschafts- und Kulturgeschichte im Emsland. Die aufregenden neuen Erkenntnisse ergaben sich aus einer labortechnischen Altersbestimmung der Bauhölzer durch die so genannte Baumringmethode, die der Landkreis Emsland als zuständige Denkmalschutzbehörde initiiert hat. Für diese „dendrochronologische Untersuchung“ verpflichtete der Landkreis ein Expertenteam aus Göttingen, das eng mit der Universität Göttingen zusammenarbeitet.

Die alten Hauptbalken von 1512 wurden im 18. Jahrhundert im Neubau an selber Stelle wiederverwendet. So stammt der einstige Dielenbereich aus dem Baujahr 1777. Überrascht zeigten sich die Beteiligten auch von der Datierung des Wohnteils, dessen Fachwerk aus dem Baujahr 1748 stammt. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Helfer des Heimatvereines dort in der Upkammer eine so genannte „Butzenwand“ mit mehreren Schrankbetten und einer wertvollen Holzvertäfelung entdeckt, die vermutlich zu einem Umbau im Jahre 1819 gehört. Damals wurde der Wohnteil noch einmal durchgreifend modernisiert und erhielt dabei sein heutiges Erscheinungsbild.

In den Fundamenten unter dem späteren Küchenschornstein fanden die Heimatfreunde außerdem vier große Sandsteinplatten von der früheren Kaminwand in der großen Küche des Hauses. Sie zeigen die Jahreszahl 1792 und die Initialen der Eheleute Johann Bernhard Sand und Maria, geb. Urschen. Auch eine Inschrift auf einem der alten Türstürze mit dem Namenszug Urschen kam mittlerweile zum Vorschein.

Das Haus war Sitz einer seit dem frühen 18. Jahrhundert nachweisbaren Kaufmannsfamilie mit dem ungewöhnlichen Familiennamen „Urschen“. Diese Familie zählte zum Kreis der bekannten „Töddenkaufleute“ aus der Grafschaft Lingen, die früher mit dem Textilhandel in den Niederlanden gute Geschäfte machten.

Mit der Sanierung des Fachwerks, der Rekonstruktion der reich ornamentierten Herdwand und der Restaurierung der Butzenwand wird das Töddenhaus „Urschen“ schon bald zu den wichtigsten Zeugnissen der Töddenzeit im Emsland zählen. Und das schönste daran: Durch die geplante künftige Nutzung des Hauses für die Gemeinde- und Vereinsarbeit wird das Baudenkmal für alle Interessierten auch zugänglich sein. Die Gemeinde Beesten wird zudem eine Ausstellung zum Thema „Tödden“ und einen Archiv- bzw. Forschungsraum für den Heimatverein dort einrichten.

Finanziert werden die Bau- und Erhaltungsmaßnahmen in Gesamthöhe von rund 375.000 Euro im wesentlichen aus EU-Mitteln der Leader-Region Südliches Emsland sowie durch Fördermittel und Gelder der Gemeinde Beesten, des Landes Niedersachsen, des Landkreises Emsland und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Bild 1: Dendrochronologe Dr. Hanns Hubertus Leuschner bei den Untersuchungen

Bild 2: das Töddenhaus „Urschen“ in Beesten (Fotos: Landkreis Emsland)