05.07.2012

Demenzerkrankung als Teil des Lebens akzeptieren

Fortbildungsveranstaltung des Servicezentrums stößt bei Pflegekräften auf große Resonanz

 
Meppen. Die Pflegekräfte im Landkreis Emsland stellen sich den neuen fachlichen Herausforderungen, die mit der Zunahme demenzieller Erkrankungen im Alter verbunden sind. Diesen Eindruck verstärkte eine zentrale Fortbildungsveranstaltung unter dem Thema „Herausforderung Demenz – an die eigenen Grenzen kommen“, zu der das Demenz-Servicezentrum des Landkreises Emsland in den Kossehof eingeladen hatte. Über 100 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter aus der ambulanten und stationären Pflege, der Senioren- und Pflegebegleitung, der Heilerziehungspflege und der Ergotherapie informierten sich darüber, wie sie sich in ihrer täglichen Arbeit mit an Demenz erkrankten Personen stärken und neue Erkenntnisse umsetzen können.

Rita Wallmann, Koordinatorin des Demenz-Servicezentrums, führte durch die Veranstaltung. In ihrem Einführungsvortrag „Demenz als Herausforderung“ verdeutlichte Johanna Sievering, Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Landkreises Emsland, dass die moderne Gesellschaft vor einem gewaltigen Wandel stehe: „Wir müssen lernen mit Demenz zu leben. Diese Krankheit ist ein Teil des Lebens“. Sie forderte zudem, dass die betroffenen Menschen mit ihren Wünschen und Fähigkeiten in soziale Bezüge eingebunden bleiben. Erfreulich sei es daher, dass im Emsland dreiviertel der Menschen mit Demenz zu Hause versorgt würden, wobei die pflegenden Angehörigen dabei schnell an die Grenzen ihrer eigenen Belastbarkeit kämen. Daher bedürfe es einer neuen Pflege- und Betreuungskultur mit der Weiterentwicklung von wohnortnahen Betreuungs- und Entlastungsangeboten.

Als auswärtige Expertin war Gerlinde Strunk-Richter vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) in Köln geladen. Die Dipl.-Pädagogin und Trainerin für Dementia Care Mapping (DCM) zeigte dabei praxisnah die unterschiedlichen Aspekte auf, wie Beziehungen mit an Demenz erkrankten Menschen gestaltet sein können. Sie erläuterte beispielsweise den personenzentrierten Pflegeansatz nach Tom Kitwood, einem englischen Sozialpsychologen und Psychogerontologen. „Kitwood misst in seinem Ansatz dem Personsein besonderen Stellenwert zu. Für Menschen mit Demenz sind Anerkennung, Respekt, Vertrauen und Interaktion mit Anderen ebenso wichtig wie für Menschen ohne Demenz. Die Persönlichkeit des Betroffenen dabei zum Schwingen zu bringen, das ist eine Kunst in der Betreuung“, führte die Referentin aus. Es gehe darum, den Menschen mit Demenz in seiner Wahrnehmungswelt verstehen zu lernen und ihn in seiner eigenen Wirklichkeit zu respektieren. Im weiteren Verlauf beschrieb die Referentin Methoden und Konzepte, die in der Begleitung von Menschen mit Demenz hilfreich sein können. Dazu gehörten auch praxistaugliche Tipps und Anregungen für einfache und leicht umsetzbare Veränderungen, wie bei der räumlichen Gestaltung des Pflegeumfeldes oder der Anordnung der Sitzpositionen im Speiseraum eines Pflegeheimes.

Das Demenz-Servicezentrum plant eine Fortsetzung der Seminare mit Gerlinde Strunk-Richter. Auskünfte dazu erteilt der Landkreis Emsland, Rita Wallmann, unter der Telefonnummer 05931/441171 und der E-Mail-Adresse rita.wallmann@emsland.de.


Bild:
(v. l.) Johanna Sievering (Sozialpsychiatrischer Dienst), Gerlinde Strunk-Richter (Kuratorium Deutsche Altershilfe, Köln) und Rita Wallmann (Demenz-Servicezentrum Landkreis Emsland) gestalteten die Demenz-Fortbildungsveranstaltung. (Foto: Landkreis Emsland)