09.05.2025

Bewegende Zeitzeugenberichte der Brüder Vinke

Kriegsende in Rhede und im Emsland 1945 – Veranstaltung der Gedenkstätte Esterwegen

 

Esterwegen. Bis auf den letzten Platz waren die Stuhlreihen in der Gedenkstätte Esterwegen beim Vortrag anlässlich des Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren besetzt. 130 Gäste hörten den bewegenden Bericht der Brüder Albert und Hermann Vinke zum „Kriegsende in Rhede und im Emsland 1945“. Sie erhielten tiefe Einblicke in die dramatischen Ereignisse der letzten Kriegstage im Emsland aus Sicht der beiden Zeitzeugen.

 

Albert Vinke, Jahrgang 1937, Bautechniker und Heimatforscher, sowie Hermann Vinke, Jahrgang 1940, Journalist und ehemaliger ARD-Auslandskorrespondent, wurden beide in Rhede geboren und erlebten die Kriegs- und Nachkriegszeit als Kinder. Eindrucksvolle persönliche Erlebnisse und die historische Einordnung der Hintergründe des Kriegsendes wechselten in ihrem Vortrag ab.

 

Der Vortrag begann mit einer Einführung in die militärische Situation im Emsland im April 1945. Trotz der bereits feststehenden Niederlage der NS-Diktatur entwickelten sich im Emsland heftige Gefechte zwischen deutschen Militäreinheiten und heranrückenden alliierten Verbänden. Rhede wurde zum militärischen Brückenkopf erklärt und bis zuletzt verteidigt, was unter anderem zur weitgehenden Zerstörung des Ortes zwischen dem 15. und 17. April 1945 führte. Viele Soldaten und Einwohner verloren dabei ihr Leben, darunter auch der älteste Bruder der Referenten, Heinrich Vinke, der im Alter von elf Jahren durch einen Granatsplitter tödlich verletzt wurde.

 

Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags war die Geschichte des Lagers III in Rhede-Brual, eines der 15 Emslandlager, in dem auch politische Gefangene zur Moorkultivierung und später in der Rüstungsproduktion eingesetzt wurden. Albert Vinke berichtete von den Misshandlungen der Strafgefangenen, der Weigerung des eigenen Vaters, im Lager Dienst zu leisten, und dem Bericht einer Sekretärin aus dem Lager, die einem Gefangenen heimlich Brot zuschob.

 

Hermann Vinke betonte zum Abschluss: „Jede Veranstaltung, auch die heutige, sollte einen praktischen Mehrwert haben zur Wahrung von Freiheit und Demokratie. Damit meine ich, dass jeder und jede von uns in der Verantwortung steht, im eigenen Umfeld etwas zu tun, damit Freiheit und Demokratie gewahrt bleiben, damit der Friede eine Chance hat. Der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann hat es mit diesen Worten ausgedrückt: 'Nicht der Krieg ist der Ernstfall, der Friede ist der Ernstfall, in dem wir uns bewähren müssen.'“

 

Die Co-Leiter der Gedenkstätte Esterwegen, Dr. Sebastian Weitkamp und Dr. Martin Koers, dankten den Brüdern Vinke für ihren ergreifenden Vortrag und ihr Engagement für die historische Aufarbeitung.

 

 

Bild: Berichteten über das Kriegsende 1945 in Rhede und im Emsland: Albert und Hermann Vinke (l.). (Foto: Gedenkstätte Esterwegen)