24.07.2012

"Ambulant vor stationär" gilt auch bei Alterserkrankungen

Fachleute aus dem Landkreis Emsland und Kreis Steinfurt tauschen sich aus

 
Meppen. Die Frage, welche Strukturen vor Ort in den Gemeinden geschaffen werden müssen, um auch künftig demenzkranke Menschen gut betreuen und pflegen zu können, rückt zunehmend in den Blickpunkt. Aus diesem Grund trafen sich Vertreter des überregionalen Arbeitskreises aus dem Kreis Steinfurt zum Erfahrungsaustausch mit den Verantwortlichen des Demenzservicezentrums des Landkreises Emsland in Meppen.

Das Prinzip aus der Pflege „Ambulant vor stationär“ sollte nach Überzeugung aller Teilnehmer auch in der Versorgungsstruktur für Demenzerkrankte gelten. Angebote wie Tages- und Kurzzeitpflege, stundenweise Betreuungsmöglichkeiten und Wohnangebote mit möglichst eigenständigem Versorgungscharakter müssten Vorrang vor einer vollstationären Unterbringung haben. Johanna Sievering, Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes beim Landkreis Emsland und verantwortlich für das Demenz-Servicezentrum, betonte, dass sich die lokalen Akteure in den Gemeinden künftig noch mehr als bisher für die ältere Generation zuständig fühlen müssten. Sievering weiter: „Neben den professionellen Angeboten brauchen wir ehrenamtliche Helfer, die pflegende Angehörige in ihrer kräftezehrenden Arbeit entlasten können.“ Eine seiner Kernaufgaben sieht das Demenz-Servicezentrum nach den Worten der Koordinatorin Rita Wallmann daher auch in der entsprechenden Qualifizierung von ehrenamtlichen Kräften. Eine aktive Koordinierungs- und Netzwerkarbeit in den Gemeinden sehen Sievering und Wallmann ebenfalls als ihre Aufgabe an. „Wir wollen in allen Schwerpunktkommunen des Landkreises ‚runde Tische‘ initiieren, um die Akteure vor Ort zusammenzubringen und dort individuelle Lösungsansätze zu entwickeln“, sagt Sievering. Wallmann ergänzt, dass durch das Demenzservicezentrum keine Doppelstrukturen aufgebaut werden sollen. Vielmehr verbliebe auch künftig die individuelle Beratungsarbeit u. a. bei den ambulanten und stationären Pflegediensten, den Pflegekassen, beim Pflegestützpunkt des Landkreises und Beratungsdiensten vor Ort.

Die Gäste aus dem Kreis Steinfurt sahen im Demenzservicezentrum ein klares kommunalpolitisches Signal in Richtung einer adäquaten Versorgung der älteren Generation. Initiator des Steinfurter Arbeitskreises, Benno Hörst, betonte, dass es längst an der Zeit sei, dem Thema größere Priorität einzuräumen: „In den politischen Strukturen – insbesondere auch auf kommunaler Ebene - fehlt es noch am notwendigen Bewusstsein. Es muss hier mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden, um notwendige Prozesse einzuleiten.“ Hörst ist es als Geschäftsführer des Kreisdekanates Steinfurt und als kommunaler Sozialpolitiker gelungen, verantwortliche Leitungskräfte aus verschiedenen Einrichtungen für den Steinfurter Arbeitskreis zu gewinnen, um so diese wichtige kommunale Herausforderung mit gestalten zu können. Beruhend auf den engen Kontakten des Arbeitskreises zu Fachleuten auf dem Gebiet Demenz in den Niederlanden, fassten die Teilnehmer den Entschluss, das nächste gemeinsame Treffen in Enschede durchzuführen. Dort wollen sie sich u. a. über Wohnkonzepte für Demenzerkrankte und über Formen der Netzwerkarbeit informieren.


Bild: Wertvoller Erfahrungsaustausch unter „Demenz-Fachleuten“ aus den Kreisen Steinfurt und Emsland: (v. r.) Valentin Miltrup (St. Hedwig-Heim Ibbenbüren), Benno Hörst (Kreisdekant Steinfurt), Johanna Sievering (Sozialpsychiatrischer Dienst Landkreis Emsland), Frank Wilkens (St. Anna-Stift, Hopsten), Birgit Overesch (Alfonsushaus, Rheine), Burkhard Baumann, (Domus Caritas eGmbH Rheine), Rita Wallmann und Heiner Bange (Demenz-Servicezentrum, Landkreis Emsland). (Foto: Landkreis Emsland)